Betriebe in der Region / Südwest Presse (03.11.2001)

Betriebe in der Region / Ettenschließer Firma setzt auf pfiffige Ideen.

Vor knapp zweieinhalb Jahren hat SRU den Sprung in die Selbständigkeit gewagt

Im Bahnhof von Minsk haben die Schwaben die Regeltechnik für die Fußbodenheizung installiert. Bei der Mineralbrunnen AG in Bad Überkingen bauen sie derzeit eine neue Steuerung für Heizung und Klima. Und im einen oder anderen Wohnhaus werden sie demnächst ihre Rohrbruchüberwachung montieren – die „Steuer- und Regeltechnik Ulm“ (SRU) aus Ettlenschieß expandiert.

Einen sicheren Arbeitsplatz hatten alle zwei: Reinhold Eberhardt als Kaufmann und Jürgen Seitz als Techniker. Trotzdem wagten sie vor knapp zweieinhalb Jahren den Sprung in die Selbständigkeit.
Mit relativ wenig Startkapital gründeten sie am 1. Juli 1999 die Steuer- und Regelungstechnik Ulm. Sie ließen die Firma als „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“ mit zwei gleichberechtigten Geschäftsführern eintragen und bezogen mit ihrem jungen Unternehmen Quartier bei Reinhold Eberhardt in der Gartenstraße 1 in Ettlenschieß: Im ersten Stock richteten sie die Büros ein, im Erdgeschoss die Werkstatt und das Lager. Und in der Bleichstraße in Ulm ein Büro: „Ulm ist bekannter als Ettlenschieß. Man weiß zumindest in Deutschland, wo die Donaustadt zu suchen ist“, sagt Reinhold Eberhardt.

Inzwischen hat die Firma schon sechs Mitarbeiter (plus einen Wachhund namens Bastian). Aus 292500 Euro Umsatz im ersten Jahr wurden 715800 Euro bis zum 1.September des laufenden Jahres. Und die „SRU“, wie sie sich kurz nennt, wächst immer weiter. Bis im kommenden Frühjahr will sie in Ettlenschieß eine Scheune zu einer großen Maschinenhalle umbauen lassen – Kostenpunkt 256000 Euro Und dann werden es wieder ein paar Beschäftigte mehr sein…

Natürlich fiel der SRU dieser Erfolg nicht in den Schoß. Das Duo wusste von Anfang an, dass es sich auf einem Markt bewähren musste, in dem die Konkurrenz recht groß ist. Ihre Chance sah die junge Firma in Qualität, Flexibilität und schneller Reaktion auf Kundenwünsche. Außerdem sollten 20% des Umsatzes in die Entwicklung neuer Produkte fließen.

Am Anfang fuhr die SRU dann erst einmal zweigleisig: Sie baute Schaltschränke und sie kümmerte sich als autorisierter Servicepartner von Honeywell Centra um die Steuer- und Regelanlagen von Heiz-, Solar-, Lüftungs- und Klimaanlagen aller Art.

Schon damals kam sie mit ihrer Arbeit ganz schön herum im Land: Auf der Referenzliste aus jener Zeit stehen u.a. die Donauhalle, die Fachhochschule und das Zunfthaus in Ulm, die Jugendherberge in Oberstdorf und die Berufsschule in Horb am Neckar.

Ein Jahr später erweiterte sie ihr Angebot und begann mit dem Bau von Photovoltaikanlagen. Seit Anfang des Jahres macht sie bei ihren Schaltschränken alles allein: Sie programmiert sie, installiert sie und misst sie im Betrieb ein. Und im April 2001 kam dann noch der Kundendienst von Honeywell Systemhaus hinzu.

Zu jener Zeit war die Kundenliste dann auch endgültig international geworden. Neben vielen bekannten Firmen aus der näheren Umgebung (wie z.B. der Heidelberger Druckmaschinen AG) und dem Ländle fand sich darauf nun nämlich auch die russische Stadt Minsk. Wie das? Minsk baute im vergangenen Jahr einen neuen Bahnhof und brauchte eine Steuerung für die Fußbodenheizung. Im eigenen Land war so etwas nicht zu haben. Aber man wusste, wo es jemanden gab, die die Technik und die nötigen Spezialisten vermitteln konnte – bei Firma Wieland in Ulm, die schon des öfteren ins Minsk aktiv geworden war und die ihre Geschäftspartner nun an die befreundete Firma im kleinen Ettlenschieß verweisen konnte. Die SRU baute die gewünschte Anlage binnen einer Woche ein.

Ganz aktuell bei der SRU ist nun die Ausweitung des Dienstleistungsangebots auf die Fernüberwachung der Technik im ganz normalen Haushalt – nun lässt sich auch hier per Fernbedienung oder Telefon, übers Internet oder (für Bequeme) mit einer Automatik das Licht ein- und ausschalten, der Rollladen hinauf oder herunter lassen, die Heizung auf- oder zudrehen und nicht zuletzt die Kaffeemaschine zum genau richtigen Zeitpunkt in Gang setzten. Als eigene Entwicklung steuern die Ettlenschießer dem System eine neue Rohrbruchüberwachung bei. Das Gerät gibt nicht nur über Telefon oder Internet bei einer defekten Wasserleitung oder einem undichten Wasserhahn, sondern es meldet auch, wo die schadhafte Stelle zu finden ist.

Das nächste größere Projekt wird eine Fernüberwachung für Heizung und Klima im Kloster Ochsenhausen sein. Besonderheit dabei: Die Anlage meldet die Defekte nicht nur nach Ettlenschieß. Sie stellt für den Monteur auch gleich eine Liste der Materialien und Werkzeuge zusammen, die er bei der Reparatur braucht.